Tagebuch 2006

Vorbetrachtungen

Aufgrund verschiedener unvorhergesehener Ereignisse fahren wir relativ früh im Jahr nach Irland, und leider nur eine Woche. Dafür aber in die selbe Ferienwohnung wie im letzten Jahr, in die selbe Gegend. Alsodann, alles das Gleiche. Lesen Sie nicht weiter.

Wir wollen diesen Urlaub auch vorrangig zur Entspannung nutzen. Gewalttouren und größere Besichtigungen fallen weg, was ein weiterer Grund ist, warum Sie nicht weiterlesen sollten.

Anreisend
Dienstag, 16.5.2006

Aha.
Aha.

Auch diesmal buchen wir alles selbst und reisen abwechslungshalber an einem Dienstag ein. Man ist ja durchaus bereit, sich den Preisgestaltungsfantasien der Aer-Lingus-Strategen anzupassen. Abgesehen von den unbedeutenden Zusatzgebühren, natürlich. Mit dem Mietwagen klappt alles reibungslos, und es ist – den Göttern sei Dank für das in dieser Preisklasse geringste Übel – ein Opel Corsa, an dem wir absolut nichts auszusetzen haben.

Sie lesen ja immer noch.

Ohne größere Besichtigungen, sondern entspannt und schnurstrax fahren wir von Dublin nach Sligo. Die Autobahn ist etwas weiter gediehen und relativ leer, vielleicht wegen der Mautstationen.

Kurz vor Carrick-on-Shannon ereilt uns ein Regensturm, wie ich ihn auch in Irland noch nie erlebt habe. Einer von der Sorte, bei denen die Scheibenwischer das Wasser nur noch umrühren können und man sich fragt, was das denn für eine wabernde grüne Mauer ist, die etwa einen halben Meter vor einem herfährt. Und etwas schneller, als es angefangen hat, hört es auch wieder auf.

Ein mir bisher unbekannter Vorteil an Irland im Mai sind die zu anderen Jahreszeiten sehr unscheinbaren, dunkelbraungrünen und stachelstruppigen Ginsterbüsche, die jetzt knallgelb blühen und auch bei trübem Wetter weithin leuchten. Plötzlich sieht die Landschaft völlig anders aus. Wahnsinn. Nichts bereitet einen darauf vor, abgesehen von einem Kalenderbild, an das ich mich – jetzt erst – vage erinnere.

Wir machen nur einen kurzen Abstich nach Carrowkeel, wo auch der Ginster blüht und die wetterbedingt etwas düstere Landschaftsanmutung etwas auflockt.

Nichtig
Mittwoch, 17.5.2006

William Butler Yeats
William Butler Yeats

Hatte ich erwähnt, dass wir hauptsächlich entspannen wollen? Wir fahren also sehr entspannt nach Sligo, suchen sehr unentspannt den in unserer Erinnerung völlig woanders befindlichen Lidl-Markt und kaufen dort ein. Anschließend suchen wir entspannt die sehr entspannt wirkende wiedererrichtete Statue von William Butler Yeats auf. Der Vogelschiss auf deren Kopf verspricht viel Spaß und Spannung bei der häuslichen Bildbearbeitung.

Für diesen Urlaub habe ich in dem Berg irischer Literatur, den ich jährlich von der Leipziger Buchmesse zur kopfschüttelnd-sorgenschwangeren Erheiterung meiner Begleitung mitbringe, tatsächlich ein autobiografisches Buch von Yeats gefunden, tue mich aber ziemlich schwer damit. (Ähm. Nachtrag: auf Buchmessen bin ich die Begleitung.)

Natürlich könnte ich immernoch mit Yeats im Bücherregal angeben, dazu müsste ich aber erstmal Leute kennen, die davon zwar beeindruckt wären, mich aber andererseits nicht so gut kennten, dass sie mir abnähmen, ich hätte es auch gelesen und es stünde dort nicht nur, um damit (bei anderen Leuten als ihnen) anzugeben.

Wir essen trotzdem in der sehr kleinen, sehr gemütlichen Gaststube des Yeats-Museums und fahren ohne weitere Verrichtungen nach Hause.

Windig
Donnerstag, 18.5.2006

Am Strand von Streedagh
Am Strand von Streedagh

Viel besser als diese von Regen durchzogene Kälte wird das Wetter dieser Tage wohl nicht. Der Wind klebt alle glatten Flächen mit kleinen Pflanzenfetzen voll, die er offenbar irgendwo abgerissen hat. Insbesondere das Auto sieht interessant aus, aber selbst die windgeschütztesten Fenster am Haus haben was abgekriegt. Natürlich kann es auch sein, dass irgendwo jemand Gartenabfälle gegen den Wind häckselt, aber die andere Vorstellung gefällt mir besser. Aus diesen Gründen, und weil wir hauptsächlich entspannen wollen, planen wir nur eine Tour am Benbulben entlang nach Streedagh und auf die Mullaghmore-Halbinsel.

Nur weil man den Benbulben den ganzen Tag sieht, heißt das nicht, dass es nur ein Katzensprung dorthin wäre. Während wir in Streedagh im Auto sitzen und auf das Ende des Regens warten sowie darauf, dass sich einer von uns traut, in der unmittelbaren Nähe von nicht angehobbelten Kühen das schützende Auto zu verlassen, erscheint plötzlich die Sonne, und der dunkle dunkelwolkenverhangene Benbulben sieht dementsprechend dramatisch aus.

(Wieso eigentlich dramatisch? Wenn das etwas mit Pilcherdramen zu tun haben sollte, in denen das Wetter zur jeweiligen Krisenstimmung der ganzen Cliffs und Rachels passend gemacht wird, dann ziehe ich das Wort zurück, leider ohne einen Ersatz zu haben.)

Wir finden noch ein Denkmal bezüglich der berühmten spanischen Armada, welche im Jahre 1588 ein Sturm an der gesamten Westküste verteilte. Das Denkmal selbst erschließt sich uns, von der Informationstafel abgesehen, nicht.

Tieferen Sinn finden wir auch in Mullaghmore, dem Städtchen, nicht, dafür aber ein leckeres Mittagessen, mehr Sonne, viel Wind und einen fotogenen einsamen Hund auf einer Wiese. Den Hafenspaziergang brechen wir ab, als es wieder zu regnen und noch stärker zu wehen begint.

Der Versuch, Mullaghmore Castle bei besserem Wetter als dem Nebelniesel vom letzten Jahr abzulichten, scheitert, weil das Wetter nicht besser ist, nur schneller. Halt, doch, da ist die Sonne, obwohl der Regen dazu übergegangen ist, uns waagerecht ins Gesicht zu fliegen. Schon wieder ist alles so dramatisch.

Abbig
Freitag, 19.5.2006

Rosserk
Rosserk

Eine weitere klaffende Wunde in der Gegendabhakintegrität des letzten Urlaubs betrifft zwei Abbeys nördlich von Ballina, die wir bei der langen Tour zu den Ceide Fields nicht auch noch aufgesucht haben. Dorthin fahren wir nun, bei etwas besserem Wetter als gestern.

Die Stadt Ballina unterlässt es auch diesmal, uns zu begeistern. Das kann natürlich auch an uns liegen. Wir fahren weiter bis zur Rosserk Abbey, die wir trotz der eher vorsichtigen Beschilderung und im Widerspruch zu unserer „wahnsinnig ungenauen“ selbstgebastelten GPS-enhanceten Digitalkarte finden.

Rosserk liegt etwas abgeschieden am Ende einer schmalen Straße, und die Zahl der Besucher beträgt bis kurz vor unserer Ankunft null. Die Gebäude sind relativ intakt, zumindest was die Wände betrifft, und freistehend, deshalb ergibt sich ein positiver und ungestörter Gesamteindruck. Es empfiehlt sich, die Schilder zu lesen, weil man wahrscheinlich nur mit deren Hilfe zu den bei alten irischen Klöstern häufigen kleinen Seltsamkeiten, scheinbar untypischen Ornamenten und Spekulationen über den Sinn findet. Hier ist es die Darstellung eines Rundturms in Kniehöhe. Außerdem haben zwei der vier Beine des Turms je ein kleines Monster an sich und die anderem beiden seltsame kleine Ornamente.

Ein kleines Stück weiter finden wir noch die Moyne-Abtei. Zunächst sehen wir sie, quer über eine größere Weide. Der Eingang liegt etwas weiter links neben einem Bauernhof und ist nicht ohne Grund mit einem schweren Kuhgitter versperrt. Natürlich könnte man es öffnen.

Auf mein heftiges Bitten hin trauen wir uns das aber nicht. Kennt man doch alles schon, soviel Zeit haben wir ja nun auch wieder nicht, das ist doch so weit, von hier sieht man es doch genau so gut, all die Standardargumente, mit denen die Lustlosen, Vorbehaltsbehafteten und lustvoll verhalten bohrend Haftenden gerne arbeiten. Und, in der Tat, aus der Distanz erschließt sich tatsächlich nicht, warum Moyne im Reiseführer die selten vergebene Höchstwertung bekommt und Rosserk nichts.

Im letzten Jahr hatten wir es ja geschafft, Killala weitgehend zu ignorieren. Die Rechtfertigung dafür liefern wir in diesem Jahr nach. Der kleine Ort könnte recht malerisch zwischen dem Meer und einem alten Rundturm liegen, tut es aber nicht. Er liegt eng, etwas abgenutzt und stark durchfahren zwischen dem Meer und einem alten Rundturm.

Der Rundturm liegt, nein, steht auf einem Hügel im Ort, ist von einigen verlassenen Straßen und verlassenen Häusern umgeben und sieht abgesehen davon normal und verglichen mit der Nachbarschaft hervorragend und intakt aus. Der Blick auf das Meer offenbart aus Gründen des Tidenhubs nur einen bräunlichen Seetang-Friedhof.

Nach dem Essen verschwinden wir von hier.

Robbig
Samstag, 20.5.2006

Sealed
Sealed

Ich möchte Ihnen zunächst eine kleine Rückblende zumuten, und zwar auf den 17. Mai. Beim Besuch des Gebäudes, in dem sich auch das Yeats-Museum befindet, hatten wir einen kleinen handgeschriebenen Aushang gesehen, der darauf hinwies, dass heute am Strand von Bundoran eine Robbe freigelassen würde.

Wir fahren heute zum Strand von Bundoran.

Dies ist, wie bereits dargestellt, ein Ort, der für uns außerhalb der Saison nichts zu bieten hat und in der Saison noch viel weniger. Wenigstens ist nicht viel los. Wir fragen an der Touristeninformation nach der Robbe. Die Dame wirkt daraufhin, als ob sie nur gerüchteweise davon gehört hätte, und beginnt herumzutelefonieren. Dann weist sie uns den Weg zum betreffenden Strand.

Da noch viel Zeit ist, essen wir annehmbar zu Mittag und spazieren dann bei strahlendem Sonnenschein zum Strand. Viele Leute mit Kindern sind hier. Letztere heulen zwar auch viel, eine Robbe ist jedoch offenbar nicht darunter.

Der Strand ist auch so recht schön, aber dieser – hier möglicherweise englisch beeinflusste – Badeortstil mit dem Vergnügungsrummel, den Imbissen und den Parkuhren passt mir nicht.

Trotzdem ist diese Ansammlung von Menschen irgendwie signifikant und beim aktuellen Wetter auch nicht mit dem Streben nach Badeurlaub zu erklären.

Irgendwann taucht ein Kleinbus am Parkplatz auf, und es entsteht eine Bewegung dorthin. Aus der Mitte der Menge beginnt es streng nach Meer zu riechen. Ein großer weißer, mit einem Netz abgedeckter Bottich wird zum Strand geschleppt. Im Bottich befindet sich ein pubertierender Exheuler und hat Angst. Eine Frau im roten Anorak bittet die inzwischen ansehnliche Menge, eine Gasse mit Meerblick freizuhalten. Dann wird der Bottich umgelegt, und die Robbe ist frei.

Sie weiß es nur noch nicht.

Oder er.

Da bin ich nun, immernoch allein, am Ende eines langen, schmalen, sich dauernd bewegenden Gangs aus glotzenden, rumorenden und zappelnden Riesen ohne vernünftige Flossen. Manche haben ein großes schwarzes oder graues Auge, das klappert. Gleich danach starren sie das schwarze Auge mit einem Blick an, als ob es gerade irgendwas Tolles vollbracht hätte. Manche haben ihre Heuler dabei. Ganz am Ende sehe ich eine freie Wasserfläche, wenn der wabbelnde Gang, den die Riesen bilden, zufällig gerade gerade ist. Möglicherweise ist das ja mein neues Becken. Zumindest scheint dort ein Platz zu sein, an dem man einen besseren Ausblick hat. Und in die weiße Kiste will ich auf keinen Fall zurück.

Na dann werde ich mal losrobben. Dies ruft Geheul bei den Flossenlosen hervor, aber da sie immernoch so stehenbleiben, kann ich auch weiterrobben. Vielleicht wollen sie das sogar, denn hinter mir machen sie den Weg sofort dicht. Es könnte eine Treibjagd sein. Ach, ich arme Robbe, ich. Das Weibchen mit der kuscheligen roten Haut schafft aber ständig etwas Platz um mich herum, und das ist nett, ich leide nämlich an einer leichten Klaustrophobie.

Was wirklich nervt, ist dieser große Dicke links. Der klappert öfter als alle anderen zusammen mit seinem schwarzen Auge und guckt so komisch, als ob er hinterher vielen fremden Leuten von mir erzählen wird und mir vielleicht sogar irgendwelche ausgedachten Gedanken in die Schnauze legt, als ob er was von Robben verstünde und nicht heute zum ersten Mal eine sähe. Wahrscheinlich ist der nicht mal von hier. Hau bloß ab, du.

Dort, wo es den Riesen zu feucht wird, weil sie mit ihrem Gewicht das Wasser aus dem Boden drücken, sehe ich endlich etwas mehr. Eine größere Menge Wasser in einem sehr großen Becken schwappt und schäumt einladend, aber komischerweise ist nicht ein Riese drin.

Unter verstärktem Geheul der Riesen beginne ich, ein Bad zu nehmen. He, das macht ja Spaß! Aber warum schreien sie so, wenn ich zum Beckenrand zurück oder parallel dazu schwimme? Will doch nur mal die Gegend anschauen.

Der andere Beckenrand scheint etwas weiter weg zu sein. Mal sehen, wie es da aussieht.

Die brüllen ja schon wieder.

Regnerisch
Sonntag, 21.5.2006

Willkommen!
Willkommen!

Heute ist es regnerisch, nieselig, zugezogen und diesig, kurz: es herrscht der allseits unbeliebte irische Drizzle. Uns fällt dabei ein, dass wir übelmorgen abreisen, und wir ergehen uns in Erinnerungen an eine durch(m/w)achte Nacht auf dem Flughafen Dublin am Ende des letzten Urlaubs. Damit es uns nicht nochmal so ergeht, wollen wir versuchen, per Internetcafe eine bezahlbare Bleibe in Dublin zu finden.

Dazu fahren wir nach Sligo. Vor dem Internetcafe steht der feuchte Traum eines jeden Innenministers: ein Soldat in Kampfanzug und Maschinenpistole, einfachsam an einer Straßenecke, ohne dass sich irgendjemand darüber wundert. Da hinten steht noch einer.

Offenbar bewachsamen sie einen Geldtransport, gruselig ist es trotzdem. Und nach Meinung der erwähnten Innenminister wahrscheinlich gewöhnungs-bedürftig.

Wir finden schnell und problemlos ein Hotel am Stadtrand von Dublin, mit Autobahnanschluss und vergleichnisweise bezahlbar. Was man so nennt.

Eine weitere touristische Fehlleistung des letzten Jahres sind die Ochsenberge (Ox Mountains), die man umfährt, wenn man, wie bisher auch wir, von Sligo nach Ballina über die Küstenstraße fährt.

Es bietet sich eine zum Wetter passende Gegend. Kahle Bergzüge, Einsamkeit, eine Handvoll Seen und Moore. Und überall, unnatürlich gelb und leuchtend, der Ginster. Als Krönung steht an der Passstraße ein verwittertes Schild in der Nieselwindkälte: Welcome to the warm and wonderful west.

(Über das Foto werden später zu Hause alle durch die Nase schnaufend lächeln. Ich kann das nur zur Hälfte verstehen.)

Für den Rückweg nehmen wir wieder die Küstenstraße. Es wird immer windiger. Am Aughris Head schlägt der Wind ordentliche weiße Wellen gegen die schwarzen Felsen und dem müden Touristen wieder mal waagerecht Regentropfen wie Kieselsteine ins Gesicht.

Sandig
Montag, 22.5.2006

Am Strand von Strandhill
Am Strand von Strandhill

Den Urlaub wollen wir mit einer entspannten Wanderung in Strandhill ausklinken lassen. Das Wetter passt, der Wind spielt mit den Wolken Hase und Wolf.

An der großen Düne schlagen wir uns quer durch die mit Muschelschalen übersäte Dünenlandschaft. Von oben hat man einen fantastischen Ausblick auf das Meer, die Bucht, den Benbulben und den Knocknarea. Und was liegt dort unten faul auf den Sandbänken der Bucht in der Sonne? Eine Gruppe Robben.

Hallo.

Klappe!

Wir wandern entlang der Bucht, um den Vorsprung herum und zurück nach Strandhill. Nur einmal verstecken wir uns vor einem Kieselstein-Schauer in einem trichterförmigen Loch in den Dünen.

Beim nächsten Guss sitzen wir bereits in einem Cafe in Strandhill, schlürfen heißen Tee und leckere Sandwiches.

Abreisend
Dienstag, 23.5.2006

Die Temple Bar habe ich auch noch irgendwo...
Die Temple Bar habe ich auch noch irgendwo…

Schwere Ereignisse sind heute nicht geplant, vom Abschied einmal abgesehen. Das übliche Gepacke und Sich-Festschwatzen eben.

Auch die Fahrt nach Dublin verläuft ohne Ereignisse. In Carrick-on-Shannon kaufen wir Jameson und zwei dreieckige Klarsichtkunststoffverpackungen, Sandwiches enthaltend, da es morgen früh um halb vier sicher nirgends Frühstück geben wird. Aus irgendeinem Grunde glaube ich, dass „Pickles“ Gewürzgurken sind. Dazu später mehr.

Weiter nach Dublin. Das Hotel finden wir recht einfach, die Einfahrt an einem zugestopften kreisverkehrbehafteten Autobahnkreuz aber sehr schwierig, und die Strafe dafür, die Einfahrt verpasst zu haben, besteht in zehnminütigen Umwegen oder Staustehen, weil man nicht eben mal wenden kann. Organisatorisch gibt es keine Probleme, die machen sowas ja möglicherweise öfter. Das Zimmer ist einfach, an den Ecken etwas abgegrabbelt, und ordentlich. Tee können wir dort auch kochen.

Da es noch früh am Tage ist, fahren wir mit der direkt auf der anderen Straßenseite befindlichen neuen superheißen Straßenbahn namens Luas durch endlose Vororte in die Innenstadt. Es wird aber nur eine Kurzbesichtigung, hauptsächlich Temple Bar und Bekleidungskauf. In einer etwas überteuerten Pizzeria streiten wir uns mit dem Kellner darüber, ob Dublin cooler ist als Berlin, wobei beide Seiten jeweils einen fernwehbehafteten Standpunkt vertreten.

Noch ein paar Fotos, und dann nehmen wir den nächsten Luas zum Hotel, um früh ins Bett zu kommen, weil wir ja auch früh wieder rausmüssen.

Ach Mist, das Auto muss ja noch betankt werden.

Abreisend II
Mittwoch, 24.5.2006

Schon weg und noch da
Schon weg und noch da

Äußerst früh klingelt der Wecker, und es regnet in Strömen. Das Frühstück besteht hauptsächlich aus Tee, denn die gestern gekauften Sandwiches enthalten, wie erwähnt, Pickles. Ohne näheres Hinsehen hatte ich dies mit „eingelegte Gurken“ übelsetzt.

Tatsächlich haben die Pickles Form, Farbe, Konsistenz und Schleimfaktor von großblättrigem braunem Seetang, weiters erinnert der Geschmack stark an einen obergärigen und überzuckerten alten Wischmops. Die Sandwiches wandern nachdrücklich in den Mülleimer und beginnen dort ohne schuldhaftes Zögern mit dem Aufbau eines neuen Habitates.

Dies alles mag übertrieben klingen, aber mir wird – mehr als ein Jahr später – beim Schreiben immernoch schlecht.

Außerdem habe ich jenes Kratzen im Hals, mit dem sich eine Erkältung ankündigt. Die Fahrt zum Flughafen verläuft, vom strömenden Regen mal abgesehen, normal. Am Flughafen kommen wir genau mit dem Beginn der schon im letzten Jahr beschriebenen um sich greifenden Einchecktik an. Wir verpassen den Mietwagenparkplatz und fahren vors Terminal zum Ausladen. Dann fahre ich den Rest der Runde, verpasse den Parkplatz nochmal und drehe eine weitere, diesmal unentschuldbare Ehrenrunde.

Das lange Warten auf den Abflug, die beginnende Erkältung und der allgemeine Flughafennerv – diesmal müssen bei der Sicherheitskontrolle alle ihre Gürtel ablegen – helfen auch in diesem Jahr, den Abschied mit negativen Erinnerungen zu beladen.

Obwohl das Überfluss ist.