Vorbetrachtung
Ich weiß noch genau, wann es war: am 4. August 2016. Und wo: an einem kleinen Strand auf Beara, an dem wir waren, weil wir es nicht nach Dursey Island geschafft hatten. Und wer es gesagt hat.
„Hier sollten wir nächstes Jahr hinfahren. Ist so schön ruhig hier.“
Selbstreferenziell nachzulesen im Tagebuch 2016.
Somit stand das fest – der Rest (wie die Suche nach einem Ferienhaus, einem Flug und einem Mietwagen, mit der Randbedingung der passenden zeitlichen Abfolge) ist nur Kleinkram. Wir haben ein kleines Häuschen in der Nähe von Eyeries auf der Beara-Halbinsel gefunden, dazu Flüge mit Ryanair und ein kleines Auto. Die Reisegruppe ist etwas kleiner geworden, denn die Fehlenden hatten sich schon langfristig auf andere Ziele konzentriert, aber wir bleiben einander verbunden, zum Beispiel über digitale Spionagedienste mit Messaging-Funktion.
Irland, los!
Samstag, 29.7.2017
Der Flug geht heute erst um 15 Uhr von Berlin-Schönefeld nach Shannon. Das würde prinzipiell den Anreisestress auf die Zeit nach der Landung gewichten, da aber in der Heimatzone der Mobilfunk ausgefallen ist, liegen ein paar kleine Kiesel auf der ansonsten glatten Bahn der präholidianischen Organisationsterminkette. Klappt aber alles und entspannt.
Nach dem Checkin wird der potenziellen Flugzeug-Ladung das zuständige Gate erst recht spät mitgeteilt, und wir müssen zu Fuß einmal quer durch das ganze Flughafengebäude. In Ausübung der sehr menschlichen Manie, für alles wieder fahrende Üble eine Personifizierung zu konstruieren, stelle ich mir vor, wie sich irgendein Flughafenorganisationsgenie vor seiner gigantischen Videoüberwachungswand diebisch ins Fäustchen lacht, das dumme Schwein. Aber wir hetzen wieder nur, um dann zu warten.
Der Wartebereich ist gezweiteilt, für die Prioritätenboarder und die Normalos. Wir gehören zu ersteren und warten in einem länglichen, gurtabgetrennten Teil mit Längssitzbänken. Ein Greis und eine Greisin schieben sich vorbei. Der Irlandfan bietet ihnen seinen Sitz an und bedauert das sofort, weil sie beginnen, jeden zu dissen, der sich an ihnen vorbeischieben will – denn das ist ja Vordrängeln.
Und das Beste daran ist: keiner weiß, welches Ende der Schlange ihr Anfang ist, ob sich also die vermeintlichen Vordrängler nicht irrtümlich nach hinten gedrängelt haben. Und als sich die Türen öffnen, geraten die Greise ins Hintertreffen. Ich sage lieber nichts Sarkastisches, nachher sind das unsere Nachbarn oder so.
Anstelle einer ordentlichen Gangway am vorderen Einstieg wird eine etwas bessere Leiter aus dem Flugzeug geklappt. Ist das nun auch eine Sparmaßnahme?
Wir landen etwas verspätet in Shannon und warten lange auf das Gepäck. Aber der Flughafen ist klein und friedlich. Der Weg zur Autovermietung ist kurz und der zum Auto auch. Und ohne Zubringerbus und solche nervigen Späße.
Unser Auto ist ein Toyota Yaris, in das wir samt Gepäck passen, mehr aber nicht. Er ist etwa so lang wie breit, und beim Einsteigen stellt sich Autoscooter-Feeling ein. Das liegt in meinem Fall daran, dass das Lenkrad so weit unten montiert ist. Immerhin kann man mit den Knien lenken und beim Fahren twittern (nicht nachmachen, liebe Kinder). Wir sind nach Angaben der Vermietungsangestellten die Dritten, die dieses Fahrzeug nutzen, aber es hat schon etwas über 8000 Kilometer auf dem Tacho. Witzig ist die Rückfahrkamera mit vielen unerklärlichen Hilfslinien.
Ein Hybrid ist er aber nicht. Klar: die Kosten lägen beim Vermieter, und der Gewinn beim Mieter. Andersherum wäre es ok, wie viele deutsche Mieter zur Zeit bestätigen können.
Wir fahren in das Land hinein, vorbei an Limerick und in Richtung Killarney. In Newcastle West erledigen wir den Einkauf (u.a. Gouda Stärke 2) und essen eine Kleinigkeit. Wir erleben wieder mal das Problem des kleinen Unterschieds „man zahlt einfach mit der EC-Karte“ und dem neuen „V-Pay“, von dem die Bank, der ich gehöre, mir erklärte, dass dieses System auch im Ausland in den „meisten“ Geschäften akzeptiert würde. So hört sich ein kostenfreies Downgrade an, aber das interessiert bei Tesco niemanden.
Danach geht es in die zunehmende Dämmerung, und mit schönen Weitblicken, über Killarney und Kenmare auf die Beara-Halbinsel, wobei wir bis Kenmare Mühe haben, an einem großen Laster, der mit drei Lagen Heurollen beladen ist, dranzubleiben. Der Hirsch, der kurz hinter Kenmare auf der Straße herumsteht, hat offenbar nicht mehr mit Autoverkehr gerechnet und trottet nur unwillig beiseite.
Gegen viertel elf kommen wir an unserem Zuhause für die nächsten zwei Wochen an, und es gefällt uns. Es ist klein (das heißt man kann nicht überall eine Katze schwingen), aber nicht eng.
Regenbögen überall
Sonntag, 30.7.2017
Nach etwas Regen in der Nacht ist es am Morgen zeitweise leicht bewölkt, ansonsten sehr sonnig. Wir erblicken erstmals die Gegend bei Licht und mögen sie. Der Blick direkt vom Esstisch über ein paar Felder auf den Kenmare River, Scariff Island und die Berge der Iveragh-Halbinsel (aka Ring of Kerry) ist unbezahlbar. Ein Regenbogen ist auch dabei und will gar nicht mehr weg.
Wir räumen alles um und weg, was gestern abend liegengeblieben ist, und fahren in Richtung Allihies. Wir haben genug Zeit für viele Stops. In Allihies gibt es das erste Eis und andere Einkäufe (u.a. Eier ohne Fipronil). Der Verkäufer bezeichnet den strahlenden Sonnenschein draußen als „funny weather“.
Im Zeitungsbereich finde ich so etwas Ähnliches wie bei uns die „Zeitungszeugen“ – ein zeitungsähnlicher Nachdruck von ausgewählten Seiten historischer Zeitungen mit einer ebenfalls zeitungsähnlichen Beilage mit Beiträgen aus heutiger Sicht. Find ich ja toll, so etwas, und kaufe ich auch.
Wir besichtigen auch den Strand. Am rechten Rand ist aus Beton eine Art Tribüne entstanden worden – oder vielleicht eine Befestigung. Ein Mann kommt und stellt ein Stativ in den Sand. Unten ist die Konstruktion so dick, dass man damit notfalls einen Jumbojet zum Reifenwechsel hochbocken könnte, wird nach oben hin dünner und hält ganz oben in einer dürren Gabel ein Smartphone, mit dem er sich und eine Frau beim Musizieren filmt. Den Ton werden sie nachträglich einspielen müssen.
Bei uns entsteht ein starkes Interesse an einem Kaffee. Den verspricht ein Schild, das zum Buddhistenzentrum weist. Wir folgen ihm und wandern von den Parkplatzlichtungen durch die Anlagen. Im Café ist es ziemlich voll und es riecht überall penetrant nach Räucherstäbchen. Darum treten wir wieder hinaus und blicken gründlich auf die spektakuläre Steilküste. Das kannte ich noch nicht, bei den letzten beiden Malen war es hier jeweils neblig oder dunkel.
Da wollen wir lieber unser Glück in Castletownbere versuchen. Auf der Fahrt dorthin hören wir ein lautes „Wusch-wusch“, das daher rührt, dass etliche Luftmoleküle nach der Trennung durch zwei rasende schwarze deutsche SUVs wütend an ihren Platz zurückkehren.
Wir essen und trinken in einem netten Café samt Kuriositätenverkauf in Castletownbere. Dann fahren wir nochmal zurück zum Dunboy Castle. Dazu muss man sagen, dass das 1997 und 1999 noch eine Ruine war. Es gab zwischenzeitlich den Versuch, ein Luxushotel daraus zu machen. Dieses Projekt ist dann nach beinahiger Vollendung pleitegegangen, und nun steht das Schloss äußerlich fertig, aber gefüllt mit keinen Leuten in der Gegend herum und bildet die Kulisse für eine eindrucksvolle Videoüberwachungsanlage. Besichtigen kann man es nicht, aber draußen vorbeilaufen und über Kapitalismus lästern.
An der kleinen Hafenmauer (oder was das ist) beobachten wir einen Reiher und laufen dann noch zum Bere Castle, das immernoch eine Ruine ist. Vielleicht hätte man zunächst das hier wiederaufbauen sollen. Es ist nicht so groß, das Wagnis wäre also kleiner gewesen. Außerdem ist die Aussicht besser: auf Bere Island und die Bucht von Castletownbere und die sonstige Gegend.
Der Kreis schließt sich bei der Fahrt von CB nach Eyeries. Wir wollen Ausschau nach dem Recyclinghof halten, können uns aber hinterher nicht daran erinnern, ihn gesehen zu haben. Zu abgelenkt, vielleicht.
Erstmalig sind wir nämlich für die Müllentsorgung komplett selbst verantwortlich. Eine Müllabfuhr gibt es hier einfach nicht.
In Eyeries versuchen wir, Kontakt zu Frau O’Carroll aufzunehmen, um die ganzen Mitbringsel (Schwarzbrot, mit Schokolade überzogenes Knäckebrot und kein quietschbuntes Kunststoffmodell vom Brandenburger Tor) loszuwerden. Der Kontakt klappt nicht, weil das Mobilfunknetz mitten im Ort zu schwach ist, aber zufällig steht sie direkt neben dem Laden und kommt auch nicht so recht zum Mobiltelefonieren. Wir halten ein kurzes herzliches Wiedersehen ab, übergeben die Gaben und verabreden uns für einen anderen Tag.
Dann reicht es für den Tag: wir fahren nach Hause, chillen und betrachten die restlichen Regenbögen.
Lokallihies
Montag, 31.7.2017
Für heute planen wir eine Reihe von kurzen Herumwanderungen im Großraum Allihies. Nochmal zum Strand, in die Berge, zu einem Dolmen und zu den Kupferminen. Es kommt anders: noch an der Nordseite der Beara-Halbinsel nehmen wir einen Abzweig, der quasi mitten durch einen kleinen Bauernhof und dann auf einem Kiesweg entlang der Steilküste führt.
Wir lassen das Auto stehen und gehen eingedenk des Tageszieles zu Fuß weiter in Richtung auf den Cod’s Head (deutsch: Kabeljaukopf), fast bis zu dem mysteriösen Fischerdorf, über dessen Existenz sich die Reiseführer nicht ganz einig sind. Hier fanden 1997 Dreharbeiten für den Film „Falling For A Dancer“ statt. Es gibt nicht mehr viel zu sehen, darum treten wir den Rückweg an und fahren nach Allihies.
Wir essen in einem Pub voller dicker Touristen lecker zu Mittag und konzentrieren uns danach ganz auf die Kupferminen, zunächst durch den Besuch des Museums in Allihies. Dieser ist sehr zu empfehlen und lehrreich. Anschließend wandern wir in die Berge und schauen uns das Ganze in der Realität an. Ohne die Informationen aus dem Museum könnte man das damalige Terraforming gar nicht erkennen.
Darüber hinaus ist schönes Wetter und Weitsicht bis zu den Skelligs.
Oben kann man dann zwischen mehreren Einzäunungen und Gebäuden herumsteigen und in die tiefen dunklen spelunkigen Spalten spähen. Viel ist nicht zu erkennen, aber die Phantasie kann die Realität ein bisschen mit De-facto-Sklaven, Dreck und Lärm anreichern. Besonders dann, wenn auch noch zum Ärger des Irlandfans sämtliche Kamera-Akkus alle sind. Außerdem müssen die ganzen Berge damals viel stärker bewaldet gewesen sein.
Wir fahren zurück nach Allihies und von da über gewundene Nebenstraßen nach Castletownbere, wo wir einkaufen (Kekse namens „Digestives“. Das heißt „Die Verdaulichen“). Der hiesige Supermarkt ist von innen eindeutig größer als von außen und hat hier in der Gegend das größte Angebot. Auf der Fahrt nach Hause entdecken wir die Müllsammelstelle, die gestern dort noch nicht gestanden hatte.
Allerley Eyeriesiges
Dienstag, 1.8.2017
Heute gibt es erstmals ein Full Irish Breakfast, und es ist wolkig und trocken. Das Wetter, meine ich, nicht das FIB.
Zum Baden ist es zu kalt. Wir versuchen es trotzdem an Travaras schönem Häflein. Gegenüber springen ein paar Kinder wiederholt von der Kaimauer ins Wasser, aber selbst diese finden die Temperatur nicht mehr so angenehm und verlassen das Wasser unter Gequieke und ohne schuldhaftes Zögern. Wir fahren anschließend nochmal kurz nach Hause, um den Neoprenanzug zum Trocknen zu bringen.
Heute klappern wir ein paar kleine Ecken im weiten Umfeld von Eyeries ab.
Erstens: einen kleinen Hafen namens Ballycrovane, benannt nach einem großen Ogham-Stein hier in der Nähe (oder umgekehrt). Malerische Fischereihäfen kriegen die Griechen allerdings eindeutig besser hin. Ich weiß nicht, warum, nur, dass es nicht wegen des türkisfarbenen Wassers ist. Was den Ogham-Stein betrifft: Wenn es nach dem Grundstücksbesitzer geht, ist der Stein nicht mal ansatzweise zu besichtigen, und wenn es nach allen anderen geht, soll man einfach durchgehen.
Zweitens: die Katharinen-Kirche, die der Halbinsel ihren Namen gab (Kilcatherine), und das komische Gesicht, das aus dem Türsturz herausragt.
Drittens: den Lough Fad(d)a, einen faden einsamen See zwischen zwei Hügeln.
Viertens: Ardgroom samt Tankstellensupermarktpostcafé und altem Hund, der von allen Besuchern zu streicheln ist.
Fünftens: Von dort gut zu erreichen ist das düstere Tal namens Glenbeg und der darin befindliche See Glenbeg Lough. Den kannte ich bisher nur in nebligem Zustand, aber bei dem derzeitigen Nieselregen ist er noch mystisch genug und besser zu erkennen. Wir fahren bis zum Ende, das heißt bis zu einer Farm mit dem Schild „End Of Road“, und wahrscheinlich ist man hier hinreichend genervt von den ganzen wendenden Touristen.
Sechstens: eine Höhle mit Verbindung zum Meer in der Nähe des Cuas Piers. Von dort einfach den Wanderweg-Schildern (auf dem Pulleen Loop) folgen. Man findet dann das eine Ende der Höhle, durch die das Meer hereingluckst, und ein Stück den Berg hoch sieht man dann den anderen Ausgang. Bei Streetview kann man die Höhle auch von der Straße erkennen, aber erinnern kann ich mich an diesen Blickwinkel nicht.
Wir lassen es dabei bewenden und fahren nach Hause.
Nix Besonderes
Mittwoch, 2.8.2017
Unser Panorama-Frühstückstisch-Fenster blickt ja gen Nordwesten, und aus dieser Richtung nähert sich vielversprechend blauer Himmel.
Wir fahren nochmal kurz zum Travara, aber wärmer ist es deswegen ja noch lange nicht. Darum lassen wir es sein und fahren über Castletownbere nach Adrigole. Das besteht zum großen Teil aus Hinweisschildern auf Traktor-Ausstellungen, Entenrennen und ähnlichen landwirtschaftsorientierten Vergnügungen.
Als wir schon durch sind, erblicken wir in den düsteren Bergen (das Wolkenloch haben wir leider hinter uns gelassen) einen weiß leuchtenden Wasserfall, kurz darauf noch einen. Wir versuchen, dorthin zu gelangen, geben aber nach einiger Zeit auf, als sich abzeichnet, dass dazu eine Wanderung über zweifelhaften Grund erforderlich ist.
Wir fahren weiter nach Glengarriff, wo wir Souvenirs sowie Socken zur Bekämpfung von Fußkälte kaufen. Das Wetter bessert sich, und wir schließen einen Spaziergang durch die Wälder zwischen Stadt und Meer an. Es gibt eine kleine Bucht namens Blue Pool, wo man offenbar baden kann und von wo aus auch kleine Boote zur Garteninsel Garinish Island abfahren. Die ist wahrscheinlich sehr empfehlenswert, allerdings nicht durch den Irlandfan, zumindest nicht solange er nicht dort gewesen ist.
Die Boote fahren netterwerweise auch an einer Robbenbank vorbei.
Wir erledigen noch ein paar Einkäufe und fahren dann zurück nach Castletownbere. Dort spazieren wir einmal herum, besonders um den Hafen, bis ein starker Regen einsetzt. Wir nehmen das zum Anlass, das Herumgespaziere einzustellen, nach Hause zu fahren und Burger zu essen.
Desktop <> Wirklichkeit
Donnerstag, 3.8.2017
Für heute ist uns eine Stromabschaltung für die halbe Gegend angekündigt worden, das macht aber nichts. Wir planen, zu der Zeit schon unterwegs zu sein oder ohne ernsthaften Strom auszukommen. Nachts hat es noch etwas gestürmt und viel geregnet, aber das hört am späteren Morgen auf.
Wir fahren nochmals zum Travara, wo es heute zur Abwechslung sehr windig ist, und dann in das Tal Gleninchaquin.
Seit dem Urlaub im letzten Jahr habe ich unter anderem ein Bild vom gleichnamigen See mit den dahinterliegenden Bergen als Computer-Desktop-Hintergrund. Und wenn ich dann mal wieder darauf warte, dass sich irgendein Programm von der Zumutung meines letzten Mausklicks oder Tastendrucks erholt, inspiziere ich das Bild genauer. Da ist ein Wasserfall auf halber Höhe… Spätere Recherchen ergeben ein Besucherzentrum und eine Hand voll Wanderwege, und damit wollen wir uns heute vervollschäftigen.
Vor dem Besucherzentrum steht ein Mann und gestikuliert uns in eine Parklücke, die ich zunächst für keine halte, weil wir ein anderes Auto zuparken würden. Das ist aber kein Problem, sondern seins (das Auto auch). Dann kassiert er einen kleinen Obolus für das Parken und das allgemeine Erlebnis und den Erhalt der Wege, und dann berät er uns darüber, welchen Weg wir nehmen sollen. Wir entscheiden uns für den rot markierten Weg, der uns hoch zum Wasserfall, darüber hinweg („There’s a bridge up there.“ – „That’s a very good idea.“) und dann wieder hinunter führen wird. Mittelanstrengend und mittelweit.
Zunächst passieren wir ein paar Wiesen und dann den breiten, wirr strukturierten Wasserfall zu dessen Füßen. Das ist gleich das erste Highlight. Aus fotografischen Gründen hätte ich mir ein klein wenig mehr Wasser gewünscht, weil es so schön weiß schäumt. Aber das hieße andererseits, dass es mehr geregnet haben müsste, und es darf ja nicht zu viel sein, weil sonst das empfindliche Gleichgewicht des Kontrastes zum schwarzen Gestein gestört wäre.
Die schäumenden Wassermassen von der Felswand vereinen sich unterhalb derselben zu einem unerklärlicherweise unscheinbaren Rinnsal, über das eine kleine Brücke führt. Danach folgen wir einer steilen befestigten Forststraße den Berg hinauf, zunächst weg vom Wasserfall.
Auf halber Berghöhe erreichen wir einen von steilen, hohen Hängen umstandenen See namens Cummeenadillure. Zum Glück kann ich das hinschreiben und muss es nicht aussprechen. Was sagt Ihre innere Stimme beim Lesen? Von oben bemüht sich ein starker Nebel darum, den Talkessel zu füllen.
Wir wenden uns um und kraxeln einen matschigen und steinigen Weg weiter nach oben. Das wird recht anstrengend, und zwar nur zum Teil wegen der Rutschigkeit. Häufiges Durchschnaufen lohnt sich hier aber doppelt, weil man den Blick schweifen lassen kann, und die Gegend sieht von jedem Standpunkt neu und (wenig konditionsfördernd) atemberaubend aus.
Oben verläuft der Weg ein kurzes Stück horizontal, und man könnte sich noch zu einer (gelben) Wanderung um ein weites Tal samt weiterem See namens Cummeenaloughaun (heh.) entschließen. Das ist uns für heute zu nass und zu weit. Nur der Irlandfan planscht eines Fotos wegen noch kurz über ein Stück Wiese und wieder zurück.
Dann überqueren wir auf der tatsächlich vorhandenen Brücke den Zufluss zum großen Wasserfall und blicken in seltsam steilen Winkeln auf die Wege tief unten. Von hier führt der Weg auf einer Art Forststraße wieder hinunter. Unten geht es noch durch ein kleines Wäldchen entlang eines Wildbaches, und dann taumeln wir mit letzter Kraft wieder in das Besucherzentrum. Wir bekommen kräftigen Kaffee und Kuchen.
Mit dem Auto fahren wir zur Kenmarer Sternenfischerei, wo wir im letzten Jahr schon Kunde waren, und kaufen auf die gleiche Weise zwei große frische Lachsfilets (Mengenangabe an den Verkäufer: „für zwei Personen“) für fünf Euro.
Die restlichen Ingredenzien für ein leckeres Abendessen kaufen wir in Kenmare: Dill, Zitronen, Knoblauchbrot. Das Ergebnis sieht so lecker aus, dass wir mit Foodfotografie anfangen.
Unrat und Feiertag
Freitag, 4.8.2017
Sonnenschein! Und nur wenige Wolken!
Das verkünden übereinstimmend alle Wetter-Apps und der Blick aus dem Fenster. Aber erstmal müssen wir den Müll wegbringen.
Das geht nur an wenigen Tagen in der Woche und auch dann nur zu Öffnungszeiten, die sich in Deutschland selbst Einwohnermeldeämter schon lange nicht mehr trauen. Davon wird noch eine ausgedehnte Mittagspause abgezogen.
Wir wissen ja nun, wo das Müllzentrum ist. Wir fahren hin, werfen an der Zufahrtsschranke drei Euro in einen Automaten, der daraufhin die Schranke öffnet. Ein Stück weiter am Hügel tragen etliche Leute müllene Einzelstücke aus Autos, Transportern und Anhängern geduldig in verschiedene Tonnen und Einwurfbehälter. Wir stehen ratlos dazwischen und versuchen, aus den ganzen Schildern und Ge- und Verboten schlau zu werden, was bei der gebotenen Korrektheit völlig unmöglich ist. Ich beginne, die sicheren Artikel wegzuschmeißen: Dosen und Flaschen. Dadurch ermutigt, landen Kunststoffverpackungen durch eine Art Luke in einem Drahtzaun (oder gekonnt in hohem Bogen drüberweg) im Schlund einer großen Presse.
Anschließend segeln Pappe und Papier durch ein anderes Fenster — in die selbe Presse.
Nun noch der „Restmüll“. Es existiert ein Schild, wonach dessen Entsorgung nach Gewicht zu bezahlen ist. Ein Mann, mit dem ich vorher bezüglich der besten Wurftechnik ins Gespräch geraten war, sagt nur: „Schmeiß‘ das in die Tonne da.“
Man kann sich natürlich leicht darüber lustig machen, wie es hier läuft. Fakt ist, dass dieses Zentrum in weitem Umkreis die einzige Möglichkeit für die Leute ist, ihren Müll zu entsorgen, abgesehen von kreativer Kompostierung. So herum gesehen, ist das hier sehr entspannt.
Erleichtert fahren wir über CB zum Garinish Strand kurz vor Dursey Island. Wir haben fest vor, dort lange herumzuliegen und Ausblick und Sonne zu genießen.
Am Nachmittag kommen die schwerbeladenen Familien, die jetzt ein langes Wochenende haben. Wir packen zusammen und fahren wieder nach CB, um gemütlich Kaffee zu trinken und den Einkauf zu erledigen. Zwischendurch versuchen wir, den weit sichtbaren Turm auf dem Black Ball Head zu erreichen, brechen aber ab.
Dann beginnen wir den Abend zu planen. Heute beginnt eine Partywoche in Castletownbere, mit vielen Veranstaltungen, Straßenfesten, Konzerten, Theateraufführungen und weiteren groben Späßen.
Da noch genug Zeit ist, fahren wir nach Hause und nehmen ein Abendessen ein. Danach geht es zum inzwischen dritten Mal heute nach Castletownbere. Dieses wirkt inzwischen etwas geschäftiger, aber der Bär steppt hier noch nicht.
Das Wetter ist immernoch schön, darum sitzen die Zurückhaltenden schaulustig vor den Pubs an Holztischen, und wir setzen uns dazu – vor das MacCarthy’s, das noch eine Werbung zum Buch von Pete McCarthy zu hängen hat – ich nehme mir vor, nochmal nachzulesen, ob es dort trotz der leicht anderen Schreibweise auftaucht.
Auf dem Platz wird allerlei Zeug herumgetragen, eine Bühne auf einem offenen Lastwagen nahezu fertiggestellt (nur eins der Sponsoren-Rollups weigert sich hartnäckig, langfristig stehen zu bleiben, und rollt sich immer wieder down), das Mikrofon getestet. Geheimnisvolle Heuballen und Fischboxen werden bereitgestellt, ein Gabelstapler hebt einen Balken hoch.
Die Zielgruppe bleibt hartnäckig vor den Pubs sitzen. Mit dem Satz „Clear the pubs“ beginnt der verbale Teil. Reden werden gehalten, Willkommensgrüße verteilt, Gewinner von irgendwelchen Preisausschreiben geehrt.
So nach und nach wandeln alle zur Bühne hinüber. Der erste Wettkampf startet: es gilt, einen kleinen Ballen Heu vermittels einer Heugabel über den Gabelstaplerbalken zu werfen.
Das Ziel des nächsten Wettbewerbes ist es, in Zweierteams die Fischboxen möglichst hoch zu stapeln, was nach Erreichung der Körperhöhe sehr schnell zum Problem wird. Regeln gibt es keine, und einige Teilnehmer werden ziemlich kreativ. Die effizienteste Lösung scheint zu sein (falls Sie mal in die Verlegenheit kommen), Sub-Stapel zu bilden und die dann (vorsichtig) zu stapeln. Mehr als ein Stapel stürzt unter lautem Gepolter wieder ein.
Mir fällt auf, wie entspanntfröhlich alles zugeht, auch quer durch alle Altersgruppen. Ich glaube, in Deutschland wäre die Gemeinde – insbesondere eine so kleine – gespalten in jene, die den Agrarspaß mit heiligem Ernst betreiben (oder betrachten) und jenen, denen das insgeheim peinlich ist und die, falls überhaupt anwesend, darum ironisch oder zynisch werden.
Wir entfernen uns gen Hafen und stellen fest, dass hier in den letzten paar Tagen ein großer Rummel aufgebaut worden ist, mit mehreren Karussells, einem Autoscooter und anderen Personenschleudern aus dem Astronautentraining für Fortgeschrittene. Und es gibt Zuckerwatte und keinen Glühwein.
Als wir zurück auf den Platz kommen, wirft uns jemand ein rohes Ei genau vor die Füße. Ich denke aber, das war nicht direkt böse gemeint. Man ist zum Eierweitwurf übergegangen, und die Zuschauermenge teilt sich bei jedem Wurf wie das Rote Meer beim Anblick von Moses.
Für uns wird es Bettgehzeit, wir sind müde, sonnengebrannt, satt und bespaßt.
Rundweg, nicht abgelehnt
Samstag, 5.8.2017
Wir wollen heute Touristenziele vermeiden (es ist ein langes Wochenende), aber das Superwetter ausnutzen. Darum beschließen wir, uns auf die Wanderung nach Allihies zu machen, über den Berg. Das hat der Irlandfan 1997 schon mal gemacht, bei ähnlichem Wetter, und mal schauen, ob alles noch so aussieht.
Kurz nach dem Start geraten wir in den ersten Schauer. Der hört aber auf, noch bevor wir anfangen, unsere Motivationsstruktur zu hinterfragen. Der Schotterweg klammert sich gerade ansteigend an den Berg, und ab und zu kommt auch ein Auto vorbei. Irgendwo habe ich gelesen, dass auf diesem Weg früher die Kupferminenarbeiter nach Allihies zur Arbeit gingen.
Nach Überquerung des Passes kommen wir genau dort natürlich heraus und beschließen, den Rückweg über die Straße zu nehmen, um zu vermeiden, den gleichen Weg zurück gehen zu müssen. Dabei unterschätzen wir die Länge der Straße gründlich und erheblich. Aber man sieht die Skelligs heute sehr gut.
An einer Wanderweggabelung überlegen wir, ob der steile Weg abwärts über die Steine eine Abkürzung zur Straße ist. Wir fragen eine dicke Frau, die soeben – zu unserem Erstaunen mit einem Mountainbike auf der Schulter – diesen Weg heraufgekraxelt kommt. Sie brummelt unfreundlich so etwas wie „ja“. Wir fragen uns, warum sie mit dem Fahrrad nicht einen besseren Weg genommen hat. Ich habe den leisen Verdacht, dass sie, früge man sie das laut, einem den Drahtesel einstweilig grob um den Hals wickeln würde. Aber vielleicht wird es ja gleich besser.
Wird es nicht. Der ganze Weg bis zur Straße ist steil, steinig, matschig, uneben und teilweise sehr schmal. Nichts, was einen Fußgänger stören würde, aber selbst ein Mountainbike ist bergauf hier unbenutzbar. Diese Erkenntnis hat sicher auch der Mann erkannt, der uns auch mit einem Mountainbike auf der Schulter entgegenkommt. Der reagiert überhaupt nicht mehr auf Kontaktaufnahmeversuche. Vielleicht gehören die beiden ja zusammen, sind eigentlich total nette Leute und einfach nur geschafft vor lauter Reue, diesen Weg genommen zu haben.
Wenn man genau hinsieht, dann erkennt man, dass einige der Teiche in der Gegend mit Hilfe von dicken Mauern künstlich angelegt worden sind. Auch das ist ein Überbleibsel der Kupferminenwirtschaft.
Wir erreichen die Straße ohne eigene Probleme und biegen nach rechts ab. Der Irlandfan erinnert sich an ein leider technisch etwas missratenes Foto von 1997 aus dieser Gegend, das ein lustiges Schild zeigt, und hofft, dass es noch da ist.
Isses aber nich.
Die Straße schlingelt sich knapp über dem Meer die Küste entlang. Wir überstehen zwei weitere Mini-Schauer, und dann beginnt der Anstieg auf den Pass. So langsam sind wir etwas ausgelaugt und müde. Aber uns steht noch ein langer Weg bevor, und es gibt keine Möglichkeit mehr, irgendetwas abzukürzen. Wir beißen die Zehen zusammen und wandern nach dem Prinzip „ein Fuß vor den anderen“ nach Hause. Das Wetter ist uns gnädig, und etwas Zeit für Ausblicke und Landschaft bleibt auch.
Nach insgesamt etwa 18 Kilometern kommen wir um 19:30 Uhr wieder nach Hause. Und weil wir das Auto sonst heute noch gar nicht bewegt haben, fährt der Irlandfan nochmal kurz nach Eyeries, um ein paar Dinge für das Abendessen einzukaufen, und kehrt nur kurz vor dem Ortseingang nochmal um, um sein Portmonnaise zu holen.
Landwirt schafft
Sonntag, 6.8.2017
Heute regnet es.
Wir haben an einem der letzten Tage viele Werbeschilder für eine landwirtschaftliche Show in Kilgarvan, östlich von Kenmare, gesehen, und einige davon so interpretiert, dass es Auftritte von gebildeten Hütehunden geben soll.
Wir wollen aber eine unbekannte Strecke fahren, und darum geht es zunächst über C.-B. nach Glengarriff. Kurz danach biegen wir links ab in ein langes Tal. Dort gibt es einen Ort namens „Priestersprung“, den wir konkret aber nicht finden oder, falls wir unbewusst doch dort waren, haben wir wohl etwas Falsches erwartet.
Es wird sehr einsam, und die Straße schwingt sich wieder über einen ausblickreichen Pass. Und durch Nebelniesel. Es gibt mehr als ein Schild, die auf Jagdreviere und Schussregeln hinweisen. Hinter dem Pass folgt noch ein niedriger Tunnel, und dann kommen wir nach Kilgarvan.
Der Ort ist angefüllt mit Autos und Leuten, die alle zu einigen Wiesen am Rande strömen. Der Regen auch. Davon lässt sich allerdings niemand die Laune vermiesen. Vielleicht ist das ja hier der lokale Höhepunkt des Jahres. Die nasse Wiese verwandelt sich nach und nach in dicken Schlamm. Die Kinder wälzen sich darin, zum Teil in großen aufblasbaren Bällen, und vertilgen große Mengen Fett und Zucker, die Mütter stehen in den Zelten, die Männer stehen bierernst herum und taxieren mit gewichtigen Blicken Schafe, und wir sind die einzigen, die keine Gummistiefel haben.
Spaß haben offenbar alle. Den besten Platz haben zwei Männer mit riesigen Traktoren, die überall herumfahren und festgefahrene Autos und Transporter aus dem Dreck ziehen. Mit ihren Riesenreifen sorgen sie gleichzeitig dafür, dass ihnen die Arbeit nicht ausgeht. Es wird in mehreren Kategorien das jeweils schönste Schaf gekürt.
Als wir genügend durchnässt sind, fahren wir auf nun bekannten Wegen nach Kenmare, kaufen ordentliche Steaks, fahren dann nach Hause und essen alles auf.
Allerhand
Montag, 7.8.2017
Inzwischen hat sich eine größere Menge an Cola-, Guinness- und Kilkenny-Dosen angesammelt. Weil wir die entsorgen wollen, beschließen wir, die Umgegend von Lauragh zu erkunden, denn: An der Straßenkreuzung gibt es eine Horde Recyclingcontainer, die man ohne Eintrittsgeldzahlung benutzen kann. Es gibt allerdings Videoüberwachung.
Gleich um die Ecke geht die Zufahrt zum Healy Pass ab, aber wir bleiben unten und fahren, einem Steinkreisschild (Shronebirrane) folgend, in ein Richtung Südwesten führendes unscheinbares Seitental. Lange nachdem wir aufgehört haben, an die Sache mit dem Steinkreis zu glauben, finden wir ihn direkt neben einem auch unscheinbaren Wohnhaus im Bungalowstil. Von dort kommt eine Frau und fragt, ob wir den Rabach Walk (oder so ähnlich) machen wollen, und knöpft uns ein paar Euro für den Erhalt der Wege ab.
Dann beschreibt sie uns denselben. Er führt weiter das Tal entlang, immer höher hinauf, bis man schließlich in einen Talkessel auf die Reste eines alten Dorfes blicke.
Gut, dann machen wir das halt.
Zunächst führt noch ein Feldweg über Schafweiden. Ein besonders dummes Exemplar eines Schafs hat sich mit den Hörnern in einem Weidezaun verheddert und gerät beim vorsichtigen, geduldigen Näherkommen des aus jeder Pore beruhigende Hilfsbereitschaft ausstrahlenden Irlandfans dermaßen in Panik, dass es versehentlich den Kopf freibekommt, sich entfernt und in sicherer Entfernung sicherheitshalber noch ein wenig herumbockt.
Am Ende des Weges führt eine kleine Brücke über einen Bach, und ab hier kann man ihn nur ahnen, den Weg. Wir gehen dazu über, nicht auf dem vermeintlichen Weg bleiben zu wollen, sondern uns nur grob an die gewünschte Richtung zu halten und dabei die nassen Stellen zu meiden, was nicht immer gelingt, aber die Schuhe bleiben dicht.
Blickt man sich um, so stellt man fest, dass sich die unglaubliche Unordnung der Gegend nur langsam ins Bewusstsein knetet. Das ganze Tal wirkt zunehmend bedrückend, so als hätte jemand versucht, ein größeres Tal abzureißen, aber mittendabei aufgehört. Die paar Häuser als Restposten der Zivilisation sehen von hier oben lächerlich klein und einsam aus, es gibt keine Bäume, und überall liegen große Felsen herum, als seien sie eben erst vom Berg gerollt. Besonders auf den Bildern scheinen sie viel kleiner zu sein, als sie sind, und das trägt zur Stimmung noch bei.
Und ganz da oben am Ende soll es mal ein Dorf gegeben haben?
Nach einiger Zeit geben wir auf, hauptsächlich, weil es uns doch zu nass wird, und weil die Entfernung bis zum Ende schwer zu schätzen ist. Außerdem haben zwei andere Touristen, die einen anderen Pfad durch diese nasse Geröllwiesenschlammwüste genommen haben, uns gezeigt, wie man aussieht, wenn man ausrutscht und das Gleichgewicht eine Auszeit nimmt.
Wir kehren zum Auto zurück (niemand lässt sich blicken) und fahren zu einem Restaurant in der Nähe des Glanmore Lake, dem See zu Füßen des Healy Pass. Dort essen wir in angenehmer Wohnzimmerathmosphäre ein leckeres Mittag und fahren dann noch ein wenig am See entlang. Dort begegnen wir auch einem schönen großen Golden Retriever, der ins Auto hereinschaut und fachmännisch gekrault werden möchte.
Tagesendziel ist ja eigentlich die Erfüllung eines Dauerprojektes des Irlandfans: Dämmerungs-Aufnahmen am Healy Pass zu machen. Es ist aber noch nicht dunkel, noch lange nicht.
Darum fahren wir zurück auf die Küstenstraße Richtung Tuosist. Der Ort Bunaw hat einen kleinen Hafen und ein Pub, vor dem etliche Leute in der Sonne sitzen, und kurz davor einen unscheinbaren grasbewachsenen Huckel neben der Straße. Das ist, ohne dass wir es wissen oder ihn überhaupt zur Kenntnis nehmen, der örtliche Hubschrauberlandeplatz. Wir bemerken es erst durch näherkommendes, unlokalisierbares Geknatter, das sich zu einem kleinen Hubschrauber verdichtet. Der macht ein paar halsbrecherische Manöver und setzt dann auf dem kleinen Huckel auf. Der Pilot steigt aus, schließt ab und geht in das Pub.
Wir folgen der Küstenstraße und halten an einem kleinen Aussichtspunkt, der einen Blick nach Westen auf die Küstenlandschaft und die heute reisenden gigantischen Wolkentürme bietet.
Es ist immer noch nicht dunkel, aber wir fahren trotzdem schon mal zum Healy Pass. Etwa einen Kilometer vor dem Gipfel springen zwei Männer auf uns zu und halten uns an. Hier fände gerade ein Rallye-Training statt, und ob wir wohl warten würden. Na, Zeit haben wir ja genug, und interessant für Fotointeressierte ist es auch. Die Männer sprechen in ein Funkgerät. Wir parken am Rand und steigen auf einen etwas höheren Felsen mit guter Sicht auf die Straße.
Ein anschwellendes Echo eines Motorgeheuls setzt ein. Kurz darauf kommt ein (natürlich rotes) Rallye-Fahrzeug über den Pass geschossen und rast halsbrecherisch die Straße herunter. Als es unseren Streckenposten erreicht hat, wendet es, der Fahrer fachsimpelt kurz mit den Männern und fährt wieder hinauf. Die Männer rufen uns zu, dass wir nun hinauffahren können. Wir rufen „We’ll catch him“, und die Reifen durchdrehen lassen und ein kleines bisschen aufheulen kann der Toyota auch.
Oben am Pass steht ein Autotransporter, und wir parken dort auch. Etwa einen Kilometer weiter auf der kahlen Seite steht der andere Streckenposten. Wir steigen auf den Felsen herum, und der Rennwagen heult noch ein bisschen hin und her durch die Berge.
Wir müssten hier jetzt so zwei oder drei Stunden warten. Das ist uns viel zu langweilig und auch viel zu kalt, und darum brechen wir das Projekt ab und fahren nach Hause.
Unterstellen
Dienstag, 8.8.2017
Der spontan entwickelte Plan für heute besagt, den gestern ignorierten Park namens Derreen Gardens in der Nähe von Lauragh zu besichtigen, und anschließend Minigolf zu spielen.
Derreen Gardens ist ein größerer Landschaftspark direkt an der Küste und bietet viele verschlungene Wanderwege. Er wurde ab 1870 in der sonst eher kahlen Beara-Landschaft von Lord Lansdowne angelegt. Botanisch bin ich ich ja nicht so bewandert, schön ist es trotzdem: es gibt sehr große Farne und Bambus-Sträucher, Ausblicke über das Meer und, wenn man ganz genau hinschaut und an so etwas glaubt, kleine Häuschen, in denen die hiesigen Feen leben, Derreeneys genannt.
Leider beginnt es sehr stark zu regnen. Wir pausieren darum zunächst in einem kleinen Rund-Pavillon direkt am Meer, treten dann aber die Flucht in das kleine Café an. Der Landsitz wird zeitweise noch von den Eigentümern bewohnt, darum kann nicht alles besichtigt werden, das macht aber nichts. An einem hohen Baum im Privatgarten hängt eine bestimmt zehn Meter lange Schaukel, und das finden wir schön.
Nach dem Kaffee und einem Stück skurrilem Kuchen hat sich das Wetter stark verbessert, und wir durchwandern den Garten noch einmal.
Danach fahren wir im Sonnenschein entlang der Küste und treffen in der Gegend um Tuosist wieder auf die normale Straße. Dieser folgen wir bis zum schon bekannten Freizeitzentrum kurz vor Kenmare, die nasse Sportarten und Minigolf anbieten, und es kann geraten werden, wofür wir uns entschieden haben (Tip: ich habe es oben schon verraten).
In Kenmare erledigen wir die Einkäufe und fahren nach Hause. Wir machen uns berechtigte Hoffnungen, endlich mal einen richtigen Sonnenuntergang vom Esstisch aus zu sehen, aber kurz vorher verschwindet die Sonne genervt in einer bis vor kurzem unsichtbaren fernen Wolkenwand.
Baumeln über dem Meer
Mittwoch, 9.8.2017
Heute klingelt der Wecker. Muss man sich mal vorstellen. Er weiß, dass wir heute nach Dursey Island wollen, ein Unterfangen, das im letzten Jahr ganz knapp gescheitert war, weil die Seilbahn einen beschränkten Menschendurchsatz hat. Heute würde sich das auf Grund der hervorragenden Wettersituation besonders lohnen.
Wir eilen über Allihies zum Dursey Sound, wo zwar schon Betrieb ist, aber wir bekommen Tickets und müssen zwei oder drei Seilbahnfahrten abwarten. Es gibt nur eine rustikale Kabine, in die sechs oder sieben Leute passen, je nach Kinderanteil. Wir fahren mit vier lustigen älteren irischen Touristen.
Drüben stehen eine Handvoll Autos (laut einem Schild beträgt die Einwohnerzahl der Insel „rund zwei“), die meisten davon in beklagenswertem Zustand und mit fragwürdiger Zulassung. Die Insel wird zwar noch bewirtschaftet, aber so richtig leben geht nicht. Für jeden größeren Transport braucht man ein Schiff, auch Tiere werden nicht (mehr) mit der Seilbahn transportiert. Ein Schiff kann auch nicht bei jeder Witterung anlegen. Offenbar fährt ab und zu jemand mit der Seilbahn rüber, steigt in sein altes Auto, sieht nach dem Rechten und fährt wieder zurück.
Damit bleibt einem nicht viel übrig, als einfach loszulaufen. Wir folgen der Straße über die ganze Insel, passieren zwei weitgehend leere Dörfer und einige einzelne Gehöfte. Abgesehen von Touristen bekommen wir niemanden zu sehen, aber irgendwo bellt mal ein Hund, oder es steht ein Auto vor einem Haus.
Ein paar Häuser werden auch aktiv als Ferienhäuser vermietet. Vielleicht etwas einsam, und der Einkauf ist ein Problem. Aber toll.
Am westlichen Ende der Insel verliert sich die Straße, wird zum Weg, und auch der löst sich irgendwann auf. Wir treffen drei der vier Seilbahnmitfahrer wieder, und sie sagen, dass sie ihren vierten Genossen ins Meer geschubst hätten. Das stimmt nicht, denn als wir etwas später ihn selbst treffen, sagt er, sie hätten es nur versucht.
Wir führen ein Picknick im Heidekraut durch und halten zwischendurch immer wieder nach Walen Ausschau. Der starke Wind, der uns hier trifft, da wir aus dem Windschatten der Berge heraus sind, macht beides nicht leicht.
Wir verzehren übrigens nur Mitgebrachtes. Es gibt hier keinen Bratwurststand!
Wir beschließen, den Rückweg über die Berge zu nehmen, und gelangen so auch zu der Ruine eines Wachturms. Sie bietet unter anderem willkommenen Schutz vor dem Wind sowie Ausblicke nach allen Seiten. In einem kleinen Nebengebäude liegt in einer Blechkiste ein Geocache, aber so etwas machen wir nicht.
Angesichts des letzten Anstiegs kehren wir doch lieber auf die Straße zurück, wandern zur Haltestelle der Seilbahn und warten dort über zwei Stunden, weil sich eine sehr lange Schlange gebildet hat. Ein tapferes Segelboot fährt unter der Seilbahn durch, obwohl das Meer dort gefährliche Untiefen aufweist. Beim Betreten der Kabine schieben sich noch ein paar Leute zuviel hinein, aber eine Lautsprecherstimme (neben einer Webcam) wirft sie wieder hinaus.
Insgesamt waren das etwa 13 Kilometer.
Auf dem Festland streichen wir, winddurchpustet, was wegen des Lärms auf Dauer ganz schön nerven kann, den geplanten Anschlussstrandbesuch. Auch der Besuch des Killaugh-Ganggrabes, das quasi am Wegesrand liegt, fällt kurz aus, dann fahren wir nach Hause. Dort gibt es Pizza und Spare Ribs und einen noch ein kleines bisschen besseren, aber wieder nicht perfekten Sonnenuntergang.
2 Steinkreise
Donnerstag, 10.8.2017
Für heute sind wir bei Frau O’Carroll zum Mittagessen eingeladen. Wir treffen pünktlich ein, was – wir vergaßen – in Irland quasi schon eine Unhöflichkeit darstellt. Es gibt Fisch, Pizza, eine wunderbar scharfe Suppe und viel zu erzählen.
Wir verabreden uns für den Herbst in Berlin oder der Pfalz, verabschieden uns und besichtigen kurz den Friedhof der Kilcatherine und die Hag of Beara, eine versteinerte Hexe neben der Straße mit Blick auf das Meer.
Dann erinnern wir uns an ein Schild kurz vor Lauragh, das auf einen Steinkreis namens Cashelkeelty hinweist. Dorthin fahren wir, parken das Auto und folgen dem Hinweisschild direkt in ein dichtes, steiles, nasses und rutschiges Urwalduntergehölz. Neben dem Schild weist ein anderes darauf hin, dass dieser Teil des Weges jedes Jahr am 31. Januar geschlossen ist. Eine Begründung dafür wäre sicherlich interessanter gewesen. Eine Familie mit zickigen Teenagern kommt uns entgegen und quetscht sich erleichtert in ihr Auto, ab da sind wir allein.
Überrascht treten wir aus dem Gehölz heraus und auf einen Weg, der sehr steinig ist und am Fuße der kahlen, auch steinigen Hügel entlangführt. Die spontane und von Hinweisschildern unbeeinflusste Entscheidung, dem Weg nach rechts zu folgen, erweist sich später als richtig. Es geht noch etwa 300 Meter leicht bergauf, und dann finden wir die beiden eher kleinen Steinkreise. Das Beste ist eigentlich der Blick ins Land von hier oben, einschließlich der Dereen Gardens.
Für den Rückweg wollen wir den Matschrutschwald unbedingt meiden, folgen darum dem Weg nun in die andere Richtung und kommen irgendwann, durch einen weiteren mystischen Wald, in der Zivilisation in Form der Straße zum Glanmore Lake wieder heraus. Von dort ist es leichter, unverletzt das Auto wiederzufinden.
In Ardgroom erledigen wir noch den letzten Mini-Einkauf und müssen dann leider beginnen, die Abreise zu planen. Bisher sah es ja so aus, dass wir am Sonntag extrem früh (heißt: vor vier) hier losfahren müssten, um sicher pünktlich vor dem Mittag am Dubliner Flughafen abzuheben.
Eigentlich wollen wir das so nicht.
Es entsteht der Plan, schon am Samstag abzureisen, und irgendwo vor oder bei Dublin in einem B&B zu übernachten. Die Suche im Netz ergibt ein nettes online buchbares B&B in Kilkenny.
0 Erkenntnisse
Freitag, 11.8.2017
Wir bestätigen die Buchung in Kilkenny, prüfen dann die Wetterlage (künftig: mäßig) und wollen darum „nur“ nach Bantry fahren.
Der Irlandfan war ja der festen Ansicht, bisher nur durch Bantry durchgefahren zu sein, muss das aber angesichts des Ortes revidieren. Weird ist: ich kann mich an Bantry erinnern, aber nicht daran, mich an Bantry erinnern zu können.
Heute ist Markttag, alles ist sehr bunt, und wir flanieren (wieder) herum, nutzen Crepes-, Kaffee- und Eisstände, weiterhin Buchläden und Postkästen. Aber so ein richtiges Highlight will der Tag nicht mehr werden.
Auf der Rückfahrt lesen wir ein Hinweisschild zu einem „Seal Harbour“. Ob der nun einer ist oder nur so heißt, wissen wir nicht, aber wir hoffen das Beste und folgen einer schmalen steilen Straße nach unten. Auf einem weitläufigen Grundstück, an dem wir vorbeifahren, gibt es zwar keine Seals, dafür echte und große Hunde, die völlig ausrasten. Dann verschwinden zwei von ihnen, während der dritte bleibt und weiterhin bellt. Das erweckt den Eindruck, als hätten sie gesagt: „Bell‘ du mal weiter, wir gehen inzwischen zu dem Loch im Zaun, du weißt schon.“ Wir geben auf und fahren nach Hause.
1 Brücke ins Chaos
Samstag, 12.8.2017
Wir packen in Ruhe unsere Habseligkeiten ein und verlassen dann das Häuschen und die Gegend. Schade.
Die Fahrt führt auf verschlungenen Pfaden über CB und Glengarriff nach Cork und von da weiter über Mitchelstown (nur rastend), Cahir und Clonmel nach Kilkenny. Kurz vorher nehmen wir ein in eine Destillerie namens High Bank einladendes Schild wahr und folgen der Einladung. Dort wird allerlei Leckeres aus Bio-Äpfeln hergestellt, darunter Apfelwein und Schnaps. Obwohl eigentlich geschlossen ist, zeigt uns ein netter Herr (der Inhaber?) ausführlich sein Angebot, und wir kaufen Mitbringsel, zum Verzehr geeignet. Da wir fliegen wollen, verpackt er die Flaschen in eine Tüte, die mit Kammern versehen ist, und die pustet er mit einer kleinen Pumpe auf. So entsteht aus lose herumklimpernden Flaschen ein superfestes Paket. Tolle Sache, danke! Als er erfährt, dass wir mit Ryanair fliegen, behauptet er, sich in dieser Hinsicht zu schämen, Ire zu sein.
In der Stadt Kilkenny gerät das Navigationssystem in eine heillose Verwirrung, wahrscheinlich, weil einige Straßen neu sind und darum in diesem geistigen Kind nicht existieren. Als wir erkennen, dass wir uns im Kreis drehen, durchbrechen wir diesen und finden nun auf normalen Umwegen das gesuchte B&B. Es ist ein größeres, altes Haus mit einer Handvoll Zimmern.
Die Wirtin ist sehr nett und, da wir noch in die Stadt wollen, erklärbäreit, was es mit der Verkehrsführung auf sich hat. Es ist tatsächlich eine neue Brücke über den Nore gebaut worden, die in ihren Augen überteuert und nicht besonders sinnvoll ist, aber so etwas kann ja fast jeder über seine Gemeinde berichten. Sie beschreibt uns genau den Weg auf einer Touristenkarte (noch ohne Brücke), und wir spazieren in die Stadt.
Wir geraten zunächst an die „Smithwick’s Experience“. Dabei handelt es sich um die übliche Bier-PR mit einem kleinen Laden mit Getränken und Devotionalien. Die Verkäuferin erklärt uns auch den in Deutschland, glaube ich, immernoch erbittert umstrittenen Unterschied zwischen Smithwick’s und Kilkenny (dem Bier). Wir betreten auch kurz den Park des Kilkennyer Castles (der Überraschungseffekt bleibt) und kaufen noch verschiedene Kleinigkeiten.
Das Abendessen nehmen wir in einem engen Café mit Unterstützung einer höchst sarkastischen Kellnerin zu uns, was lecker ist und großen Spaß macht.
Im Sonnenuntergang wandeln wir zurück (nochmal über die Brücke) und fallen in die Betten.
8u meine Nase!
Sonntag, 13.8.2017
Wir nehmen unser volles irisches Frühstück ein und verabschieden uns. Der Irlandfan sagt: „Kilkenny hat uns sehr gefallen. Lovely bridges,“ was ihm eine hochgezogene Auenbraue einbringt.
Mit dem Auto irren wir nochmal durch Kilkenny, was zum Teil an der Brückensituation liegt und zum Teil daran, dass wir einen offenen Supermarkt suchen, weil wir vergessen haben, Würstchen zu kaufen (komplizierte Geschichte). Wir finden keinen, der offen hat, vielleicht weil Sonntag ist. Stattdessen fahren wir auf die Autobahn.
In Carlow verlassen wir sie wieder und finden einen offenen Tesco, der auch Würstchen hat. Die Alkoholabteilung ist mit Bändern versperrt, und als ich eine Angestellte frage, warum das so ist, ernte ich ein teilweise mimisch dargebotenes „Sonntags erst ab 17:30 Uhr, Sie Trottel“. Habe ich bisher nicht gewusst, vielleicht mangels Gelegenheit.
Als nächstes suchen wir eine Tankstelle, denn es ist eine Kunst, das Auto mit leerem Tank abzugeben. Wir schätzen den Bedarf auf fünf Liter, kaufen diese und fahren wieder auf die Autobahn. Wir haben leider etwas Zeit verloren.
Ab Naas, wo die M9 sich zur M7 gesellt, herrscht das, was deutsche Verkehrsmeldungen so schön teilnahmslos „zähflüssiger Verkehr mit zeitweisem Stillstand“ nennen. Viele der anderen Autos sind mit Fahnen oder Trikots behangen, manchmal wurden auch ganze Busse von den Fahnenmenschen gechartert. Offenbar findet irgendein Finale statt, aber wir müssen doch zum Flughafen!
Wer den Irlandfan mal so richtig unentspannt erleben möchte, möge sich per Zeitreise zu uns gesellen und dann die verdammte Schnauze halten da hinten.
Kurz vor Dublin wird der Verkehr flüssiger, und wir eilen zum Flughafen. Zum Glück ist alles unkompliziert und ohne Wartezeit, sowohl die Rückgabe des Autos als auch der Shuttle zum Check-In. Die Fahrer fragen nach der Fluggesellschaft, wegen des Zielterminals. Wir sagen: „Ryanair“, und sie sagen: „We call them Ruinair“. Aber sind sie wirklich in einer Position, sich zu beklagen? Gerade sie profitieren doch vom Reiseboom durch Dotcomflieger, welcher auch immer es ist.
Wir sind pünktlich und checken uns selbst ein – wieder so eine Einrichtung, bei der die ehemaligen Mitarbeiter des Schalters nun neben den Automaten stehen und den begriffsstutzigen Menschen die Maschinen erklären.
Dann laufen wir wieder einmal durch das neue, lange Terminal zum Flug. Noch während wir sehen, wie Leute das Flugzeug verlassen, kommt die Durchsage, dass unser „Flugzeug nun zum Einstieg bereit“ sei. Der Zweck ist die Zeitersparnis, die die Fluggesellschaft erreicht, wenn sie die Passagiere zehn Minuten im Treppenhaus warten lässt.
Ein letzter Blick, und wir heben ab. Bis bald!
Wer dachte, wir hätten lange genug gewartet, wird in Berlin-Schönefeld eines noch Besseren belehrt. Irgendein Flughafenorganisationsgenie hat uns, die wir aus einem EU-Land kommen, mit den Passagieren je eines Fluges aus Moskau und Tel Aviv zusammen in die Einreisekontrollhalle gescheucht, und da stehen wir denn alle und sehen zu, wie alle Pässe äußerst gründlich durchgeblättert und sorgfältig gestempelt werden.
Als wir in die Freiheit entlassen werden, fragt mich eine wartende Frau, ob ich der Flug aus Teneriffa wäre.
Fazit des Tages: so lala.